Ausgebildete Genesungsbegleiter/innen sind auch bekannt unter den Bezeichnungen Peer (gleich), Erfahrungsexperten oder Experten aus Erfahrung, sie verfügen neben ihren beruflichen Kompetenzen auch über eigene reflektierte Erkrankungs- und Genesungserfahrungen. Psychische Erkrankungs- und Genesungswege aus dem eigenen Erleben zu kennen, sensibilisiert das Verständnis und das Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen, die gegenwärtig unter psychischen Überlastungen und Erkrankungen leiden. Die Genesungsbegleitung ist kein Ersatz für psychologische Therapien, sondern eine hilfreiche Ergänzung. Alltagstaugliche Entwicklungen und Lösungen stehen im Mittelpunkt.
In der Psychiatrie entwickeln sich viele neue Lösungsansätze, um betroffene Menschen noch wirkungsvoller zu unterstützen in ihrem Entwicklungsprozess. Die Genesungsbegleitung ist einer dieser neueren Lösungsansätze, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt und zunehmend etabliert haben. Genesungsbegleiter/innen gelten als Brückenbauer zwischen Fachpersonen und Betroffenen und sind in der Lage bei Betroffenen glaubwürdig die Hoffnung zu wecken, dass positive Veränderungen möglich sind. Der Umgang miteinander findet auf Augenhöhe statt, ohne hinderliche Hierarchien.
Die Genesungsbegleitung ist ressourcenorientiert und ist eng mit der Recovery-Haltung verbunden, in der die Schlüsselelemente; Hoffnung, Sinn und Aufgabe, Kontrolle und Wahlmöglichkeiten, Selbstmanagement-Techniken, kreativer Umgang mit Risiken, Beziehungen und soziale Inklusion zu den wichtigsten Grundpfeilern gehören. Ein sehr wesentlicher Teil der Recovery-Haltung ist es auch, nicht nur in Schwarz-Weiss zu denken- nicht nur in gesund oder krank zu kategorisieren, sondern das Bewusstsein zu stärken, dass ein zufriedenes und positives Leben auch mit teils verbleibenden Symptomen möglich sein kann. Es möglich ist, sich individuelle Strategien zu erarbeiten, um mit teils verbleibenden Symptomen so umgehen zu können, damit der negative Einfluss von Symptomen deutlich reduziert werden kann.
Die Weiterbildung "Experienced Involvement" ermöglicht psychiatrieerfahrenen Menschen, ihre Erfahrungen ressourcenorientiert zu reflektieren und darauf aufbauend entsprechendes Expertenwissen zu erlangen. Durch eine vertiefte Auseinandersetzung, welche auf der Methode vom Ich- zum Wir-Wissen basiert, wird in dieser Weiterbildung die Vernetzung von Erfahrungswissen und Fachkenntnissen gezielt gefördert.
Damit sind die Teilnehmenden in der Lage, ihre Erfahrungen gewinnbringend in der Arbeit mit Einzelpersonen, in der Teamarbeit, bei der Organisationsentwicklung, in der Forschung, der Weiterbildung oder bei der Förderung von seelischer Gesundheit an andere weiterzugeben. Sie haben sich die Grundlage erworben, um an der Entwicklung der psychiatrischen Dienstleistungen im Sinne einer Ausrichtung auf Genesung der Menschen, die dieses Angebot nutzen, mitzuwirken.
Die Weiterbildung umfasst 42 Schultage, 6 Lektionen Gruppensupervision, mindestens 2 Praktika von insgesamt 190 Stunden in verschiedenen psychiatrischen Institutionen, ca. 300 Stunden Selbststudium (Fachliteratur lesen, verfassen von diversen Berichten, Vertiefungsarbeiten in Lerngruppen). In der Schweiz gibt es zwei Organisationen, welche die Weiterbildung durchführen, der Verein EX-IN Schweiz und die Stiftung Pro Mente Sana.
Themenschwerpunkte: Förderung von Gesundheit/Wohlbefinden, Trialog, Empowerment, Recovery, Recoveryorientiertes Assessment, Lernen und Lehren, Selbsterforschung, Krise und Krisenintervention, Beraten und Begleiten, Unabhängige Betroffenenfürsprache. Quelle: Verein EX-IN Schweiz
Fernsehbeitrag
Zitat von Thomas Ihde (Chefarzt Psychiatrie Spitäler Frutigen Meiringen Interlaken): "Was ich sehe, es gibt Leute, die gesunden, wo ich wirklich der Überzeugung bin, ohne Peers wäre das nicht passiert." Schweizer Radio und Fernsehen
Zitat: "Durch die Weiterbildung erarbeiten sich Psychiatrieerfahrene Kompetenzen, um zukünftig ihre reflektierten und methodisch angereicherten Erfahrungen mit psychischer Erkrankung, psychischer Erschütterung und Genesung aktiv einzubringen." Verein EX-IN Schweiz